Neujahrsempfang der AG SPD 60 plus am 22. Januar 2023 Dreikönigskeller
Ein Jahrzehnt des Aufbruchs
Lothar Binding der Bundesvorsitzende der AG SPD 60 plus war als Ehrengast und Redner angereist. Daneben begrüßte Hans Gregor, der Leiter der Kirchheimer AG, den Landesvorsitzenden Rainer Arnold und die Kreisvorsitzende Beate Schweinsberg-Klenk und natürlich die vielen Gäste aus Stadt und Kreis.
Einen besonderen ersten Höhepunkt bot das jugendfrische Violin-Quartett der Kirchheimer Musikschule. Hanna und Emma Göser, Meike Wedekind und Aaron Tenggara spielten zuerst aus dem Barock das „Concerto in D-Dur für 4 Violinen“ von Georg Philipp Telemann und danach vom 1973 geborenen Aleksey Igudesman „Hotcat“ zur großen Freude der Zuhörerschaft. Geleitet wurden die Kinder von ihrer Musiklehrerin Agathe Steiff und begleitet von Musikschulleiterin Daniela Rathay.
Aus naheliegendem aktuellem Anlass ging Lothar Binding nicht einfach zum Thema des Tages überging, ohne zuvor auf die dramatische Entwicklung im Zusammenhang mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, das Leid der Menschen, die Rolle Deutschlands und die Politik des Kanzlers einzugehen. Das Vorgehen des Bundeskanzlers mit den Europäischen Nachbarn , den Verbündeten in der Nato, dabei insbesondere mit den USA, seine nachdenkliche abwägende Prüfung aller Schritte, um den Anschein einer direkten Kriegsbeteiligung zu vermeiden, seien klug. Nachdenken sei Denken und keine Zögerlichkeit. Wichtig sei aber, dass neben der Lieferung von Waffen diplomatische Bemühungen erfolgen.
Das Thema des Tages war „Ein Jahrzehnt des Aufbruchs“. Damit ist einerseits gemeint, unsere Gesellschaft kulturell, sozial, ökologisch, wirtschaftlich, zukunftsfähig zu entwickeln, andererseits aus den Fehlern und Versäumnissen der Vergangenheit zu lernen und Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Gute und schlechte Entwicklungen liegen dabei dicht beieinander. So sei die enorme Steigerung der Produktivität nach dem Zweiten Weltkrieg eine Erfolgsgeschichte, andererseits gingen damit Fehlentwicklungen, wie etwa die Zerstörung von Umwelt und Natur und des Klimas einher. Nun sei es an der Zeit diese enorme Produktivität und den technischen Fortschritt auch zum Schutz von Umwelt und Natur und zur Rettung eines menschenverträglichen Klimas einzusetzen. Dabei käme es insbesondere darauf an sich von den fossilen Energieträgern Kohle, Öl, Gas oder Uran zu verabschieden und auf die unterschiedlichsten Formen der Sonnenenergie, wie Photovoltaik Windenergie, wie Wasser oder Bioenergie umzusteuern. Dies sei der erste Schritt oder wie es in der SPD programmatisch heißt, die erste Mission in ihrem transformationspolitischen Programm.
Die drei weiteren Missionen lassen sich mit „Gestaltung des digitalen Wandels“, der „Bewältigung des demografischen Wandels“ und der „internationalen Ordnung nach der Zeitenwende“ zur Sicherung des Friedens in Europa beschreiben. Beim Thema „Digitaler Wandel“ ging Binding weniger auf die industriepolitische Dimension als vielmehr darauf ein, welche Möglichkeiten sich auch für die zunehmend älter werdende Generation ergeben. Neben der breiten Palette von Hilfsmitteln in der Pflege, sei es ebenso wichtig sich um die Themen Sichtbarkeit im Alter beziehungsweise „Unsichtbarkeit als die große Schwester der Einsamkeit“ zu kümmern. Deshalb sei es wichtig Seniorenmitwirkung und Seniorenbeteiligung politisch neu zu justieren, etwa durch aufsuchende Betreuung.
Der Blick auf den demografischen Wandel werde oft auf die Finanzierbarkeit der Rente reduziert. Binding sprach von „demografischer Falle“ wenn die einfache Formel zur Anwendung komme „wenig Junge, viele Alte“. Also gibt es ein Finanzierungsproblem der Rente. Er verwies darauf, dass die ältere Generation der jüngeren Generation erst diese enorme Produktivität ermöglicht und deshalb die Frage zu stellen sei, wer sich diesen enormen Produktivitätszuwachs in den letzten 50, 60, 70 Jahren angeeignet habe. Deshalb sei es objektiv kein Problem die Rente zu finanzieren selbst bei noch mehr Älteren und noch weniger Jüngeren. Wenn die Ergebnisse hohe Produktivität fair verteilt werden, gäbe es keinen Konflikt zwischen Jung und Alt sondern vielmehr zwischen Reich und Arm. Umso schlimmer sei es, dass eine faire Einkommensbesteuerung, die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine wirksame Erbschaftsteuer keine Mehrheit im Deutschen Bundestag fänden.
Die vierte Mission „ Schaffung einer internationalen Ordnung nach der Zeitenwende“ führte zu einer interessanten Diskussion im Auditorium natürlich im Zusammenhang mit den Entwicklungen in der Ukraine und so schloss sich der thematische Kreis auf diesem Neujahrsempfang.
Tonja Brinks, die Vorsitzende des Kirchheimer SPD Ortsvereins verabschiedete Lothar Binding und gab ihm das Buch von Stadtarchivar Frank Bauer „Kirchheim unter Teck – Im Wandel der Zeit“ mit auf den Heimweg nach Heidelberg.