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Hundert Jahre nach Christoph Blumhardt

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Mit dem Tod von Christoph Blumhardt endet der Traum vom „Reich Gottes in Bad Boll“ (so ein Buchtitel). Der Vater Johann Christoph Blumhardt begann 1852 im Kurhaus Bad Boll eine weit reichende Seelsorge und Heilungstätigkeit. Sie erreichte und bewegte mit der Losung „Jesus ist Sieger“, viele Menschen, manche sogar heilsam.

Der Sohn Christoph Blumhardt führte diese Arbeit weiter, indem er Heil und Heilung politisch verstand: Die Vision vom kommenden Reich Gottes zielt nämlich nicht primär auf Bekehrung oder Gesundung einzelner Menschen, sondern auf eine gerechte, friedliche Welt und auf eine gesunde Erde.

Aus Frust über seine verbürgerlichte Kirche solidarisierte er sich mit der Arbeiterbewegung und wurde SPD-Mitglied. Im Dezember 1900 wurde er für den Wahlkreis Göppingen in den württembergischen Landtag gewählt, in dem er sechs Jahre lang wirkte. Auf Druck der Kirchenbehörde gab er sein Pfarramt auf. 1907 zog er mit Anna von Sprewitz, nach Wieseneck in Jebenhausen und begrenzte seine seelsorgerische Tätigkeit, nahm aber weiter regen Anteil am Zeitgeschehen.

Bei Thaddäus Troll kann man diese schöne Geschichte nachlesen: Als am 13. August 1913 August Bebel, der schon lange nicht mehr an Gott glaubt, im Sanatorium Passugg in Graubünden stirbt, schickt man auch seinem frommen Freund Blumhardt ein Telegramm nach Jebenhausen. Der sitzt gerade beim Mittagessen, legt den Suppenlöffel weg, liest und schaut zum Himmel hinauf und sagt: "Auguscht, jetz wirsch Auge mache!"

Am 18. Oktober 2019 referierte in der Kirchheimer Christuskirche über Vater und Sohn Blumhardt:

Albrecht Esche, geb.1944, Studium der Theologie, Zweitstudium der Germanistik mit Abschluss als Magister Artium. Pfarrer in Hohenstaufen und Ofterdingen. 1995 bis 2009 Studienleiter für Theologie/Literatur /Kunst an der Evangelischen Akademie Bad Boll. Konzeption der dortigen literarischen Gedenkstätte „Blumhardts Literatursalon“. Publikationen; „Reich Gottes in Bad Boll"  „Raum im Dialog“-Die evangelische Akademie Bad Boll. Esche lebt in Mössingen-Öschingen.